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Rom, 1985. Der Filmverleger Bertolazzi hat eine weltweite Kampagne um Fellini gestartet; ausgestattet mit großem Geld soll dieser ein Meisterwerk schaffen.k

Millionen Fellini Fans warten bereits auf den neuen Kinofilm.Y

Aber der letzte Anruf aus F.`s Sekretariat hat Bertolazzi in Angst und Schrecken versetzt. B. stinksauer:"...Krack! Krack! Krack! Alles hat er aufgefressen! Und was krieg ich für mein Geld? Verboten gehört er, gesetzlich verboten! Er ist gewalttätig! Er ist platzraubend wie ein Pferd in der Wohnung!" Angeblich arbeite der Maestro in „Cinemania" unter Hochdruck. Doch Bertolazzi und seine Angestellte Anna Rossa sind davon überzeugt, daß Cinemania nur der Phantasie des Meisters entspringt, und der ist nicht aufzufinden.

Mercato, junger erfolgloser Versicherungsdetetiv, verkauft nebenbei Pizza. (Pizza-Arie) Auch an diesem Abend liefert er mit klapprigem Mortorrad aus. Auf der Heimfahrt wird er von einer maffiosen Gestalt angehalten und unter Gewaltandrohung gezwungen, einen seltsamen Auftrag auszuführen.

Auch Filmverleger Bertolazzi hat die kleingedruckte Anzeige des Detektiven gelesen und bittet diesen, in Begleitung von Anna Rossa den verschwundenen alten Regisseur aufzutreiben.

Mercato nimmt beide Aufträge an und wird zum Doppelagenten.

Beide Auftraggeber zahlen gut und wollen die gleiche Figur „ Fellini", was Mercato noch nicht weiß. Der Maffioso gibt vor, lediglich einen guten Freund in Cinemania aufspüren zu lassen.

Im Falle Bertolazzi wittert Mercato zunächst einen PR-Gag.

Mercato zu Rossa:" Sie spekulieren auf Schlagzeilen, stimmt`s? Fellini verschwunden. Detektiv auf ihn angesetzt. Wenn ich dabei mitspielen soll, wird das ziemlich teuer für Sie!"

Auf ihrer endlosen nächtlichen Odyssee durch Rom werden sie von unerklärlichen Phänomenen heimgesucht, die ganz besonders die vernunftgebabte Rossa nicht wahrhaben will. Plötzlich und unerwartet finden sie sich inmitten „fellinischer" Super-Szenarien wieder. Minuten später fahren sie wieder auf einer Landstraße.

War das etwa bereits CINEMANIA?

Flüchtige Begegnungen mit dem Maestro verlaufen erfolglos. Kaum haben die beiden ihn erkannt und gemeldet, ist er gleich wieder verschwunden.

Und dann der Eisverkäufer. Ewig kreuzt ein irrer, motorisierter Eisverkäufer mit mörderischem Grinsen ihren Weg, was Mercato verunsichert.

Dann die Geister....überall scheint es von ihnen zu wimmeln...

CINEMANIA

Fellinis schon sagenhaftes Casting ist noch gigantischer geworden. Seit Tagen läßt er Schauspieler und Laien an sich vorbeiziehen. Einige haben sich herausgeputzt, andere kommen direkt von der Straße. Eine übermäßig angemalte alte Frau:"...Ich muß nur über die Straße gehen. Schon habe ich eine Affäre. Eigentlich will ich mich der Liebe auf Zehenspitzen nähern. Aber sie lassen mich nicht. Erst sehen sie mich an wie ein seltsames Tier. Dann stürzen sie sich auf mich, und ich verliere den Überblick. Und deshalb ruiniere ich sie. Ich habe schon eine Armee von Männern ruiniert. Ruinieren ist mein Geschäft. Und mein Geschäft blüht...."

Die Geschichte der Ginger und Fred „Revivals", einem Pärchen, das extra aus den USA angereist war, bildet einen rührenden Nebenhandlungsstrang. Fell. kann zunächst nichts mit ihnen anfangen. Läßt sie nicht einmal vortanzen. Auch Flehen und Betteln der beiden können ihn nicht umstimmen.

Die meisten Menschen im Casting entsprechen keinem gängigen Schönheitsideal. Fellini läßt sie singen, tanzen, weinen, schreien. Einige müssen sich ausziehen.

Es entstehen peinliche bis komische Situationen. Dabei läßt F. Probeaufnahmen machen, Kameras laufen mit. Wir sehen auf einer großen Videowand Detailaufnahmen der Darsteller. Da schreiten Pomp und Skurriles Hand in Hand, da wird an dekorativem Reiz so wenig gespart wie an grotesken Schrecknissen.

Doch all das Wirken und Treiben kann über Fellinis Stimmungsschwankungen, ausglöst durch die schwere Erkrankung seiner Frau Giulietta, nicht hinweg-täuschen. Mal ist er voller Energie, mal so depressiv, daß er gar einen Mörder auf sich ansetzt. Und ständig ist er auf der Flucht vor dem großen Abschied, dem Schmerz, der Verantwortung und vor sich selbst.

In den Castingpausen und anderen stillen Augenblicken erscheint ihm Giulietta. Sie führen poetische Gespräche. Sie möchte ihn ermutigen, weiterzuarbeiten, wenn er flügellahm ist. Sie will, daß er endlich wieder an seine Träume glaubt.

(Giulietta-Song „ Ich mach`Dir Mut")

Songeinleitender Dialog

Fellini:" ...Ich will keine Abschiede. Ich brauche keine Abschiede..."

Giulietta" Doch, die brauchst du. Weil man außer dem Schmerz, erwachsen zu werden,...die Qual der Abschiede auf sich nehmen können und mit heiterem Schritt auf die Welt zugehen muß.

Fellini: „Wer sagt diesen Blödsinn?"

Giulietta „Du selbst hast es gesagt."

Fellini: „Ich bin ein Lügner!"

Giulietta „Selbst das ist gelogen."

Bertolazzi erkundigt sich periodisch nach dem Maestro. Als er erfährt, daß Fellini den Spürnasen Rossa und Mercato gleich zweimal entwischt ist, macht sich Bertolazzi per Motorrad selbst auf den Weg. Ihm steht die gleiche Geister-Odyssee (für das Publikum im Schnelldurchlauf) bevor....Noch eins oben drauf geben ihm drei aufregende Hexen, die Fellini schickt, um ihn (B.) aufzuhalten. Sie führen ihn in die Irre und machen ihn dann völlig betrunken...

CINEMANIA

Gelegentlich zieht sich Fellini zurück in seine gigantische, hochtechnisierte Überwachungswarte, dem geheimen Kern Cinemanias. Ferngesteuerte Life-Kameras, die über das ganze Gelände und über die Grenzen Cinemanias hinaus positioniert sind, verfolgen die geschickten Inszenierungen des Maestros, natürlich in Unwissenheit der Darsteller. Mischpulte, unzählige Monitore mit Szenen, die das Publikum bereits gesehen hat, Bandmaschinen, die er hin und herspult, Filmprojektoren...

Er reagiert auf das Life-Geschehen, fühlt sich wie ein einsamer Gott.

In den dunklen Abgründen seiner Seele mischen sich Selbstmitleid, Künstlerwahn, Schuldgefühle, Sehnsüchte zu einem hochexplosiven Cocktail.

Fellini wird immer unberechenbarer.

DAS FEST

Im Anschluß an das Casting arrangiert er ein opulentes Fest zu Ehren Giuliettas.

Fellini pathetisch :"..Ach, seid alle meine Gäste... auf meinem Narrenschiff!"

Frischgecastete Darsteller, Mitarbeiter und sieben Mörder (davon sind 3 =Psychpathen, 4 =Profikiller, die Smoker) gehören zu den geladenen Gästen an Deck der Gloria N., einer gewaltigen Schiffsattrappe im Filmstudio. Gigantische Segel an vier riesigen Masten werden von drei schweren Windmaschinen aufgeplustert, ein wildes künstliches Meer mit Seeungeheuern, eine opulent arrangierte Festtafel, die verrücktesten Shownummern, Künstler in kostbarsten Kostümen, erwartet die geladenen Gäste.

Giulietta, die nur für Fellini sichtbar ist, durchschaut seinen mörderischen Plan. Ein gigantisches Selbstmordszenario, das er zu aller Perversion auch noch filmen läßt,....ist der eigentliche Anlaß des Festes. Doch Fellini lenkt mit Vordergründigem ab: Show-Acts wie die Goldfischnummer mit steppendem Riesengoldfisch, das Herbeizaubern von 100 schneeweißen schlafliedsingenden Schafen „Duecento Pecorini", Clowns, die Ice-Girls, ein fantastisches Buffet, unzählige Attraktionen....

Typisch fellinische Irritationsmechanismen lassen das Publikum immer wieder rätseln:

Träumt er das jetzt nur? ...oder .... Ist das schon sein Film?

Giulietta

Mit geschickt formulierten Fragen und Hinweisen schafft sie es, ihn zu überzeugen, vor sich selbst Farbe zu bekennen und schürt in ihm den Wunsch, nun doch weiterleben zu wollen.

Aber wohin mit den sieben Mördern?

Zwei der drei Psychopathen, killen sich aus reiner Mordlust gegenseitig...zum Entsetzen der Gäste.

Mercato und Rossa treffen ein. Gerade noch rechtzeitig.

Der als sibirischer Eisspezialist getarnte Eismann (=der 3. Psychopath) will seinen Auftrag erfüllen und platzt mit scharfen „Eisbomben" und den bombastischen Ice Girls (=angelehnt an die Spice Girls) in die Gesellschaft. Mercato kann ihn überwältigen.

Da Fellini ein hohes Kopfgeld auf den eigenen Schädel ausgesetzt hat, zuckt es den anderen Mördern (=die 4 Smoker) in den Fingern.

Ablenkungsmanöver müssen her. Zur Beseitigung der restlichen Killer heckt Giulietta Streiche aus, die gute Shownummern abgeben. Noch mal gutgegangen. Die verwirrten Gäste applaudieren. Das Fest kann weitergehen. Doch oh, Schreck!

DER ACHTE KILLER

- dunkler Psycho-Aspekt der eigenen (F.`s) Unberrechenbarkeit-

Als der achte, nicht bestellte Oberkiller gerade den auf Fellini gerichteten Revolver abdrücken will, ruft Giulietta lautkreischend mit letzter Kraft DIE GEISTER. Diesen Schrei hören auch die Gäste, sehen können sie G. dennoch nicht. Hinter einer 20 Meter hohen transparenten Riesenwand erscheinen (Carmina Burana-like)...im Nebel...unter blitzendem Feuerwerk...DIE GEISTER.

Der irritierte Mörder schießt 2X auf die Geister. Mercato eilt zur Hilfe, schnappt

sich den Revolver eines toten Psychopathen und erschießt den Killer von hinten.

Doch noch im Fallen trifft dieser den flüchtenden Fellini.

Knall! Fellini liegt tot auf dem Boden.

Den Bruchteil einer Sekunde später – erwacht Fellini schweißgebadet, aufschreiend aus seinem Alptraum. Er war in der Arbeitspause eingenickt.

Die Casting-Directrice erinnert ihn an das Casting. Die Pause sei vorrüber.

CASTING

Ein paar Darsteller und Artisten werden noch gecheckt. So auch Ginger und Fred...Ein OMEN? Fellini gibt ihnen nun doch die Chance, ihre Shownummer vor alten Revuekulissen zu präsentieren.

Fellini ist derartig gerührt, daß er die beiden auf der Stelle engagiert.

 

BERTOLAZZI

platzt erzürnt ins das Casting. Er will endlich den Titel des Films und das Datum seiner Fertigstellung erfahren. Fellini, am Ende seiner Kräfte angelangt,...mit verzweifeltem Kopfschütteln ...leise zu sich selbst  : " Fellini, Fellini..."

Bertolazzi springt erregt auf :"Fellini, Fellini! ...Oh, mein Gott! Was für ein Titel...." 

Die Idee zum Film "Fellini, Fellini"  ist geboren. Eine Geschichte über die Schizophrenie des Showbiz, über den ständigen Produktions-und Leistungsdruck der Macher, Millionenkosten, Sponsoren, Werbung.... ,über die Hoffnungen und Schicksale arbeitsloser, alternder Schauspieler und Artisten....Eine Geschichte, die eine wunderbare Balance hält zwischen Poesie und beißendem Spott...

Eine Botschaft von der tröstenden Kraft der Kunst.....

Giulietta

Mondszene...mit hinreißenden Melodien...und rührendem Schlußdialog. (Originalzitate)

Im Hintergrund erscheinen auf einer anderen Ebene alle Darsteller 

zum  

fellinischen

 TRAUM-FINALE

mailto:fellini